Ich bin ja aktuell – seit fast einem dreiviertel Jahr – auf der Suche nach Arbeit. Mein Studium ist seit Ende September offiziell abgeschlossen. Bereits im Sommer habe ich angefangen, mal die Suchmaschinen und Jobbörsen zu bedienen, um – in naiver Hoffnung – direkt ans Studium anschließend was zu finden. Weil, hey, so schwer kann das schon nicht sein. Mein Studium war recht breit gefächert und mein Fachgebiet ist sehr grundlegend, sodass ich in viele unterschiedliche Bereiche gehen und arbeiten kann.
Or so I thought…
So wie es aussieht, wissen leider Betriebe und Unternehmen nicht, was genau Sozialwissenschaften sind und was das bedeutet. Anfangs war ich etwas verwundert und hab nur leicht mit dem Kopf geschüttelt. Einige Monate und einen Haufen Bewerbungen später bin ich frustriert, gelinde gesagt.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich nichts gegen andere Studiengänge oder „soziale Berufe“ habe. Da ich das selbst ja nicht studiert habe, habe ich auch keine konkreten Einblicke in diese Fächer, sollte ich also etwas falsches sagen, gebt mir bitte Bescheid.
Das Problem ist nur, dass viele – nicht alle, aber viele viele viele – Jobanzeigen für „Sozialwissenschaftler*innen“ ausgeschrieben sind; gemeint sind aber Menschen die Soziale Arbeit, Sozialpädagogik oder etwas in der Richtung studiert haben. Die Unternehmen fassen das dann – aus Ermangelung eines anderen Wortes und weil sie nicht die ganzen Beschreibungen ausschreiben wollen – unter Sozialwissenschaften zusammen. Weil hey, da steckt doch immer das Wort „sozial“ drin und das wurde studiert, also ist das wissenschaftlich. He, wir nennen das einfach Sozialwissenschaften.
Es ist eben nicht das Gleiche. Sozialwissenschaften hat nichts, wirklich gar nichts mit Sozialer Arbeit oder Sozialpädagogik zu tun – und die beiden Fächer, die ich hier mal beispielhaft nenne, sind untereinander ja auch wieder unterschiedlich.
Sozialwissenschaft beschäftigt sich mit Systematiken und Strukturen von Gesellschaften oder gesellschaftlichen Gegebenheiten. Mit empirischer Forschung wird versucht, Muster in der Sozialstruktur zu erkennen und Problemen auf den Grund zu gehen.
Wie gesagt, ich weiß nicht en detail womit sich Soziale Arbeit beispielsweise beschäftigt, aber soweit ich das von Freund*innen mitbekommen habe, geht es in Teilen eher um unterschiedliche Sozialgesetzgebungen oder Beratung oder Sozialisation – was so ziemlich der einzige Schnittpunkt ist, von dem ich bisher weiß, allerdings ist die Herangehensweise der beiden Fächer hier auch ziemlich anders. (Was, wie gesagt, völlig in Ordnung ist und von mir nicht als minderwertig bezeichnet werden soll, es ist nur einfach nicht mein Bereich – weder fachlich, noch persönlich.)
In meinem Fall bestand das Studium aus den Fächern Soziologie und Politikwissenschaften, aus welchen die Studierenden ihren Schwerpunkt auswählen konnten – ich wählte Soziologie. Was für mich absolut das Richtige war. Ich liebe mein Fach, ich liebe es, mich selbst als Sozialwissenschaftlerin beziehungsweise Soziologin bezeichnen zu können. Ich finde es super, mit etwas Distanz, in Vogelperspektive, Menschen und Gesellschaften zu beobachten und zu analysieren und Fragen zu stellen. Wieso bilden sich Gesellschaften unterschiedlich? Wie war der Verlauf von archaischen Gesellschaften zu modernen Gesellschaften? Welche Theorien bezüglich des Handelns von Menschen gibt es und wie schaffen es Gesellschaften, funktionierende neue Mitglieder auszubilden, damit die bestehende Gesellschaft nicht gegen die Wand fährt, sondern weiter existiert?
Das Gefangenen-Dilemma ist da auch nochmal ’ne sehr coole Sache, generell mit der ganzen Spieltheorie. Uh und Rational Choice! ♥ Don’t get me started, mate!
Das nur mal so nebenbei und sehr frei formuliert.
Bei all der Euphorie und Freude über mein Fach, ist es nun umso frustrierender, wenn das einfach mit anderen Fächern in einen Topf geworfen wird. Sehr sehr sehr oft lese ich „Sozialwissenschaftler/in“ in den Titeln der Jobanzeigen, klicke voller Optimismus darauf und bei den Voraussetzungen steht dann, dass man ein Studium der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik abgeschlossen haben soll. Toll. Danke für gar nichts. Informiert euch doch bitte erst mal, bevor ihr völlig random irgendwelche Bezeichnungen in den Titel schreibt, der nicht beschreibt, was ihr eigentlich sucht.
Seufz… es nervt langsam einfach und ich wollte das einfach mal loswerden. Dieser Post hat sonst keine tiefergehende Bedeutung, als dass ich mich nur mal auskotzen muss.
Resigniert,
Moony