
Titel: Soul Beach – Frostiges Paradies
Autorin: Kate Harrison
Genre: Young Adult; Mystery
Verlag: Loewe
Seitenzahl: 352
Übersetzung: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Leseempfehlung? Ja, mit Einschränkung
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler! Wenn du diese nicht lesen möchtest, überspring einfach „Meine Meinung“ und lies dann wieder das Fazit. 🙂
Klappentext
Meine Schwester ist tot.
Seit vier Monaten und fünf Tagen.
Ermordet.
Heute habe ich eine E-Mail erhalten.
Von ihr.
Meine Meinung
Wie im Beitragstitel bereits angemerkt habe ich dieses Buch nun zum zweiten Mal gelesen. Hintergrund ist der, dass ich zu Weihnachten den zweiten Band geschenkt bekommen habe, mich aber leider nur noch sehr marginal an den ersten Band erinnern konnte, da ich ihn vor einigen Jahren gelesen habe. Also kam der Entschluss auf, Frostiges Paradies noch einmal zu lesen bevor es dann mit Schwarzer Sand weitergeht. Allerdings hat sich diese Entscheidung etwas gezogen, da ich etwas zwiegespalten war: Als ich die Reihe mit dem ersten Band anfing war ich sehr viel jünger als jetzt – so fünfzehn, sechzehn, schätze ich. Heute bin ich sechsundzwanzig und meine Einstellungen und Sichtweisen haben sich im Gegensatz zu damals weiterentwickelt – klaro, man wird ja eben älter. Ich hatte also sehr viele Manschetten davor, dass ich das Buch heute nicht mehr mögen würde, wobei es mir doch damals so gut gefallen hat.
Spoiler: Ich mag es immer noch. 😀
Aber fangen wir von vorne an. Die Idee, dass Alice – die Protagonistin – um ihre ermordete Schwester trauert und am Tag ihrer Beerdigung eine ominöse Mail bekommt, die angeblich von ihrer Schwester stammt, trifft voll in mein mysterienliebendes Leseherz. Ihre Eltern gehen jeweils auf ihre eigene Art und Weise mit dem Verlust ihrer Tochter um, was Alice zwischendurch kommentiert. Es bleibt nicht nur bei einer Mail und letztlich findet sich Alice in einer verzwickten Situation zwischen Lebenden und Toten wieder. Nebenbei möchte sie noch immer den Mord an ihrer Schwester aufklären, auch wenn besagte Situation dieses Vorhaben nicht viel leichter macht.
Bereits beim ersten Lesen gefiel mir die Idee des Soul Beach sehr gut – ein Strand, an dem Jugendliche, die einen tragischen und unaufgeklärten Tod gestorben sind, den Rest ihres Totseins verbringen. Wie bereits erwähnt, lese ich sehr gerne mysteriösere Geschichten, die eben nicht ganz so alltäglich und normal sind, wie man es eben kennt. Dass Alice also an diesem virtuellen Strand landet, wo tote Jugendliche (scheinbar) den Rest ihres toten Lebens fristen, hat mich sofort gepackt. Außerdem fand ich es in dem Zusammenhang gut, dass Alice ihre Schwester nicht in den Himmel lobt (pun intended), wie es deren Mom gerne macht. Klar Megan „Meggie“ war echt eine super Sängerin und voll beliebt und so – aber niemand ist perfekt und das wird durch Alice‘ Sichtweise sehr gut klar. Meggies Freunde, welche mit ihr am Strand herumhängen, konnte ich weder beim ersten Lesen noch jetzt beim zweiten Durchlauf so richtig einschätzen. Nur über Triti erfährt man nach und nach immer mehr. Vor allem, weil Alice es sich zur Aufgabe gemacht hat, Tritis Todesursache beziehungsweise deren Grund herauszufinden. Im Endeffekt gelingt ihr das auch und Triti kann vom Soul Beach verschwinden. Das Ganze war super emotional und hat mich nun beim zweiten Mal auch wieder ziemlich ergriffen.
Eine Sache, die sich für aber sehr verändert hat, ist meine Sympathie gegenüber Danny. Mein jugendliches Ich fand ihn unglaublich süß und konnte nachvollziehen, weshalb sich Alice in ihn verliebt. Aber, obviously, er ist tot. Grund eins, das einige Jahre später doch nicht mehr so romantisch zu finden. Grund zwei ist: ich bin älter geworden und was soll ich sagen… ich steh‘ lesetechnisch einfach nicht mehr auf dieses Stereotyp von „mysteriöser Dude, mit klassischem guten Aussehen und leicht eigenbrödlerischer Art“. Auf jeden Fall finde ich beispielsweise den IT-Freak Lewis, welchen Alice‘ beste Freundin ihr vorstellt, sehr viel sympatischer. Ja, ich steh‘ auf Nerds, judge me.
Fazit
Es wird also eine Geschichte erzählt, vom Mord an einer Schwester, von dem Umgang mit der Trauer der Eltern und der anderen Schwester und gleichzeitig, ihrer Versuche, den Mord aufzuklären. Alice gerät dabei in ihrem persönlichen Umfeld mit Freund*innen immer wieder in verständliche Auseinandersetzungen, da es für die Menschen um sie herum nicht immer so einfach ist, sie zu verstehen. Durch die Handlung verändert sich Alice auch ein wenig, was ihren Umgang mit dem Mord an ihrer Schwester angeht – so dachte ihre beste Freundin zunächst, es würde Alice besser gehen, doch durch oben genannte Situationen und Ereignisse verändert sich dies natürlich wieder. Alice geht, für Außenstehende sehr plötzlich, wieder ganz anders mit der Situation um. Daher ist es nur verständlich, wenn es mit ihrer besten Freundin zu dem einen oder anderen Konflikt kommt.
Es ist spannend, gut geschrieben und es bleiben einige Fragen offen, wobei einige Fragen auch geklärt werden. Der Schreibstil ist sehr flüssig und man kann das Buch gut ohne große Unterbrechungen lesen. Natürlich muss man sagen, dass aus der Sicht einer Jugendlichen erzählt wird, manche Formulierungen und oder Gedanken fand ich daher nicht zu Hundert Prozent nachvollziehbar oder für mich, aus meiner etwas erwachseneren Sicht, nicht ganz verständlich. Das tat der gesamten Geschichte aber keinen Abbruch.
Wer also ein bisschen jugendliche Spannung mag und gerne selbst rätselt, wer Meggie umgebracht hat und wie die unterschiedlichen Figuren miteinander verstrickt sind, der*dem kann ich das Buch durchaus empfehlen. Behaltet aber eben im Hinterkopf, dass Alice jugendlich ist und sich dementsprechend teilweise auch verhält.