Titel: Die Auserwählten im Labyrinth
(das Buch bei Carlsen)
Autor: James Dashner
Genre: Dystopie, Jugendbuch
Reihe: Die Auserwählten / Maze Runner #1
Verlag: Carlsen
Seitenzahl: 490
Übersetzung: Anke Caroline Burger
Ausgelesen: 21.02.2018
Leseempfehlung? Ja
**Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler!**
Klappentext
„Alles, was wir tun“, flüsterte Newt, die Augen wie in Trance aufgerissen, „unser ganzes schönes Leben, Frischling, dreht sich um dieses Labyrinth.“
Er heißt Thomas. An mehr kann er sich nicht erinnern. Und er ist an einem seltsamen Ort gelandet – einer Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth, in dem mörderische Kreaturen lauern. Nun liegt es an ihm und den anderen Überlebenden, einen Weg in die Freiheit zu finden. Doch die Zeit drängt und nicht alle werden es schaffen…
Meine Meinung
Idee
Es ist genau das, was man vom Klappentext erfährt: eine Lichtung, ein Labyrinth und Monster. Jeden Monat kommt ein neuer Junge auf der Lichtung an und kann sich nicht an sein früheres Leben erinnern. Sie nennen sich selbst die Lichter – weil sie auf der Lichtung leben – und versuchen seit zwei Jahren aus dem Labyrinth zu entkommen. Die Läufer – eine Gruppe von Jungen – rennen jeden Tag bei Morgengrauen in das Labyrinth hinaus und kommen zurück kurz bevor sich die Tore schließen, welche Lichtung und Labyrinth voneinander trennen. Die restlichen Lichter sind verantwortlich für das Leben auf der Lichtung, indem sie sich um die Versorgung und alles, was sonst noch anfällt, kümmern.
Generell gefällt mir die Idee sehr gut, ich mag dystopische Geschichten. Hoffnungslosigkeit und Tapferkeit sind klasse gemischt und man kann mit den Lichtern mitfühlen, wie sie seit Jahren versuchen, einen Ausweg zu finden und gleichzeitig immer wieder beteuern, dass ihr Leben eigentlich ganz gut ist. Sie haben immer gutes Wetter, können sich selbst versorgen mit Ackerbau und Viehzucht. Alles, was sie brauchen bekommen sie von den sogenannten Schöpfern. Dennoch sind sie prinzipiell Gefangene, die wie Laborratten durch ein sprichwörtliches Labyrinth gejagt werden.
Figuren
Natürlich ist Thomas der Protagonist, man wird mit ihm zusammen auf die Lichtung geworfen und muss sich erst einmal orientieren. Ziemlich schnell erfährt man dann nach und nach mehr über die Nebenfiguren. Chuck wächst nicht nur Thomas nach und nach ans Herz, auch der Leser gewinnt diesen kleinen, dicklichen Jungen lieb, der zu viel redet und scheinbar nichts kann.
Mir persönlich hat Newt am besten gefallen, er ist ruhig, überlegt und einer der erwachseneren Jugendlichen. Ein selbsternannter Anführer über die Lichter darf natürlich auch nicht fehlen und wird von Alby ziemlich gut repräsentiert. Ein dunkelhäutiger Junge, der schnell aufbraust und ziemlich herrisch wirkt.
Minho ist neben Newt meine zweitliebste Figur aus dem ersten Band. Er ist der Hüter der Läufer, überlebt mit Thomas eine Nacht im Labyrinth und verteidigt ihn anschließend, als die anderen Lichter ihn für diesen Regelbruch bestrafen wollen und wird ihm ein guter Freund.
Die letzte Nebenfigur kann ich leider überhaupt nicht leiden. Einen Tag, nachdem Thomas auf der Lichtung gelandet ist, wird ein weiterer Jugendlicher zu ihnen geschickt: ein Mädchen namen Teresa. Ich kann leider überhaupt nicht nachvollziehen, wieso James Dashner sie eingebracht hat. Sie ist vollkommen unnötig. Sie taucht auf und ist die Hälfte der Zeit ohnmächtig und die andere Hälfte der Zeit bandelt sie mit Thomas an. Ja gut, die beiden haben telepathische Kräfte. Das ist relativ cool. Aber ansonsten ist sie unnötig und ihre einzige Existenzberechtigung ist, dass sie als Love Interest für Thomas dient.
Das ist leider genau das, was ich nicht lesen möchte. Sie löst „das Ende“ aus und das ist auch in Ordnung so, aber das hätte genauso gut ein weiterer Junge sein können. Oder wenn Dashner gerne das Oh mein Gott Moment auskosten wollte, weil es kein weiterer Junge war, der zur Lichtung kam und die Tatsache, dass es nur einen Tag (statt eines ganzen Monats) dauerte, bis ein weiterer Jugendlicher zur Lichtung geschickt wurde einfach storytechnisch für ihn zu wichtig war, dann hätte er auch ein Kind nehmen können. Im Schnitt sind die Jungs alle zwischen zwölf und 17 Jahre alt – wenn einen Tag nach Thomas ein achtjähriges Kind auf die Lichtung geschickt worden wäre, wäre das Erstaunen bei den Lichtern (und beim Leser!) genau so groß gewesen.
Aber nein, es wurde ein Mädchen im passenden Alter, Thomas fühlt sich zu ihr hingezogen, obwohl er das nicht erklären kann und es wird dann im Endeffekt auch angedeutet, dass die beiden vor der Lichtung ein Paar gewesen sind. Wenn Teresa jetzt wenigstens irgendwie cool wäre und wichtig und sich in die Story eingliedern würde, dann könnte ich das ja vielleicht ignorieren. Aber das tut sie nicht und soweit ich das erfahren habe, ändert sich das im zweiten Teil auch nicht sonderlich. Das finde ich einfach unglaublich schade. Wozu ist sie da?
Umsetzung
So, abgesehen von meinem Missfallen Teresa gegenüber muss ich sagen, dass die Umsetzung ansonsten echt gut ist. Wie schon angedeutet mag ich die Dynamik sehr gerne, weil neben dem, was Thomas und somit der Leser direkt erlebt eben auch immer wieder Einblicke in das alltägliche Leben auf der Lichtung gegeben wird – als Soziologiestudent ist das wirklich spannend. 😀 Gleichzeitig kommen die anderen Figuren aber gut zur Geltung und es ist ein Miteinander. Ich konnte mich in fast allen Situationen gut einfühlen und konnte mitfiebern.
Leider war der deutsche Schreibstil etwas plump, wo ich dann teilweise beim Lesen innerlich die Nase kraus gezogen habe. Ich vermute allerdings, dass es an der Übersetzung liegt, da der englische original Band eben ein Jugendbuch ist und dementsprechend locker geschrieben ist. Da kann die deutsche Übersetzung natürlich ebenfalls nur etwas leichter und simpler sein. Das ist einfach Geschmackssache, reißt für mich das Buch auch nicht komplett herunter. Ich merke nur einfach langsam, wie ich einen erwachseneren Schreibstil bevorzuge.
Das Ende
Der Anfang vom Ende war sehr nice, ich mochte die Dynamik dabei sehr. Es hat mich sehr gerührt, wie die anderen Jungs sich für Thomas‘ Vorhaben eingesetzt und ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Das hat Dashner unglaublich toll wiedergegeben und ich hatte im Zug fast Schwierigkeiten, die Tränen wegzublinzeln.
Das Ende vom Ende hätte aber besser sein können, da hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Dafür, dass es vorher so emotional wurde, war es danach dann doch etwas nüchtern. Vielleicht soll aber genau das Thomas‘ Taubheit widerspiegeln, nachdem Chuck für ihn gestorben ist.
Es macht auf jeden Fall Lust auf mehr und vor allem dieser Testbericht am Ende war extrem cool, ich dachte mir schon fast, dass diese Frau nicht ganz in Ordnung ist und mit solch einem Epilog abzuschließen war ziemlich nice.
Fazit
Alles in allem war Die Auserwählten im Labyrinth sehr solide und hat echt Spaß gemacht. Ich musste mich nicht zwingen, weiter zu lesen – trotz Teresa – und musste mich etwas bremsen, um während meines Aufenthaltes in Flensburg nicht zu schnell zu lesen. Ich wollte auf der Rückfahrt ja auch noch etwas zu lesen haben. Es war echt in Ordnung, bekommt aber leider trotzdem nur vier von fünf Sternen von mir, weil mir schlicht und ergreifend etwas Salz an der Suppe gefehlt hat. Es war gut, ist empfehlenswert und hat mich bewegt. Aber nicht so dermaßen vom Hocker gerissen. Die Figuren gefallen wir im Großen und Ganzen und ich bin gespannt, wie sie sich in den weiteren Bänden entwickeln. Denn eine Entwicklung hat es schon jetzt gegeben, vor allem bei Chuck und Alby – beide tot. Hmm… Zufall? 😀
Um noch einmal kurz auf Teresa und die telepathische Verbindung von ihr und Thomas zurück zu kommen: Ja, das ist ziemlich cool. Aber leider ist auch hier Potenzial verschwendet worden. Die beiden halten es bis zu einem bestimmten Punkt geheim. Anstatt, dass Dashner diese Möglichkeit der Kommunikation der beiden nutzt, damit Teresa Thomas auf dem Laufenden halten kann, was auf der Lichtung passiert, während er mit Minho das Labyrinth und das Griewerloch untersucht – passiert nichts dergleichen. Es ist völlig unnötig, dass die beiden so miteinander reden können, denn es bringt die Story nicht vorwärts. Ob sie sich in ihren Köpfen unterhalten oder ihre Gedanken aussprechen ist für den Storyverlauf im ersten Band vollkommen irrelevant gewesen. Es ärgert mich leider etwas, dass eine einzige Figur so viel kaputt machen kann. Das ist leider einfach schade.
Wertung: 4 / 5
P.S.: Kann mir bitte jemand von euch sagen, dass er Newt und Alby auch dezent geshippt hat beim Lesen?