Gelesen | Paradox – Phillip P. Peterson

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Titel: Paradox
Autor: Phillip P. Peterson
Genre: Science-Fiction

Reihe: Paradox #1
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 473

Ausgelesen: 12. Februar 2018

Leseempfehlung?  Ja

Klappentext

Eine Reise zu den Sternen – Erfüllung eines Menschheitstraums oder Albtraum der Menschheit?

Ed Walkers letzte Mission endete beinahe in einer Katastrophe. Zwar konnte er sich und seine Crew retten, doch nun fürchtet er, als der Astronaut in die Geschichte einzugehen, unter dessen Kommando die Internationale Raumstation ISS zerstört wurde. Daher kann er sein Glück kaum fassen, als er die erste bemannte Weltraummission an den Rand des Sonnensystems anführen soll.

Mit an Bord ist auch der junge Wissenschaftler David Holmes, der das mysteriöse Verschwinden dreier Raumsonden untersucht. Doch als das Raumschiff den interstellaren Raum erreicht, lautet die wichtigste Frage der Menschheit nicht mehr: Sind wir allein im Universum? Sondern: Sind wir bereit für die Wahrheit?

Meine Meinung

Idee
Nachdem drei Raumsonden in exakt derselben Entfernung zur Erde plötzlich verschwinden soll eine Expedition an den Rand des bekannten Sonnensystems gestartet werden, um dieses Phänomen zu untersuchen. Die Helios ist ein neues Raumschiff der NASA und der Firma Centauri, diese hat den Antimaterie-Antrieb der Helios beigesteuert.  Der Start des Raumschiffs ist für die Öffentlichkeit lediglich ein Testflug.
Gleichzeitig spitzt sich die Situation auf der Erde immer weiter zu, da sich Amerika und China in Afrika einen nicht mehr ganz so Kalten Krieg liefern und jeweils mit dem Einsatz von Atombomben drohen.

Figuren
Die Figuren sind bei Paradox recht bunt gemischt, was mir gut gefallen hat. Die beiden Hauptfiguren David und Ed hätten unterschiedlicher nicht sein können. David, ein junger Wissenschaftler, der völlig unerfahren ist, was Reisen ins Weltall angehen und auf der anderen Seite Ed als Astronauten mit einer cholerischen Ader und schnodderigen, teils sarkastischen und zynischen, Kommentaren.
Die beiden werden auf der Reise an den Rand des Sonnensystems begleitet von Grace, der Ingenieurin der Helios. Sie intrigiert ein wenig und ist besonders im letzten Drittel ziemlich zickig. Wendy komplettiert das Team als Biologin; sie ist herzenswarm, hat einen kritischen Blick auf das, was die Menschen so tun und was sie auszeichnen und bringt mehr Emotionen rein, als die anderen drei Figuren zusammen.

Umsetzung
Die Umsetzung empfand ich als sehr solide. Zwar hatte ich eine Unterbrechung beim Lesen von mehreren Monaten, aber ich kam danach gut wieder rein. Der erste Teil ist recht langatmig und zieht sich etwas. Man wird langsam in die Figuren eingeführt und erfährt die Hintergründe von David und Ed; insbesondere dadurch, dass sich die Perspektive innerhalb der Kapitel zwischen den beiden abwechselt. Das fand ich ziemlich nett, da man dadurch bessere Einsichten in Eds Gedanken bekommt und er etwas nachvollziehbarer und (zumindest mir) sympathischer wird.
Im Vordergrund stehen die Vorbereitungen auf die Fahrt ins Weltall, die besonders für David teils sehr nervenaufreibend sind, da er eben kein Astronaut ist. Somit wird man selbst – quasi mit David zusammen – beim Lesen vorsichtig eingeführt und bekommt ziemlich gut und interessant geschildert, mit welchen Übungen sich das Team vorbereitet und wie das ganze Drumherum ist, was es zu beachten gilt und wer dort noch seine Finger im Spiel hat.
Das ganze Buch bleibt dabei eher technisch und hat keine In-die-Fresse-Spannung á la Star Wars oder Stargate zu bieten. Im Ganzen schreibt Peterson unglaublich flüssig, so dass man das Buch wirklich in einem Rutsch lesen kann. Man merkt ihm aber sehr deutlich an, dass er selbst aus ebendiesem Metier kommt und daher Ahnung von den ganzen Abläufen hat, die eine Raumfahrtmission so mit sich bringt.

Als jemand, der zwar Science-Fiction begeistert ist, aber nicht schon fünfzig Bücher in der Richtung gelesen hat, musste ich über ein zwei Begriffe hinweglesen, weil sie nicht sofort erschließbar waren. Dennoch beschreibt Peterson die Szenerie und den Ablauf auch für „Fachfremde“ sehr gut, so dass man nicht das Gefühl hat, ein halbes Physikstudium abschließen zu müssen, um Paradox zu lesen.

Das Ende
Für mich ist das Ende eines Buches immer besonders wichtig, daher soll es hier auch seine eigene Kategorie bekommen. Es war eines dieser Enden, die dem ganzen Buch nochmal einen feineren Schliff verpassen. Es war spannend, unerwartet und ging endlich in die Richtung, die man von einem Science-Fiction Buch erwartet. Allerdings war es an manchen Stellen etwas zu schnell und im Gegensatz zu den vielen vorherigen Kapiteln wenig erklärt. Auf der einen Seite passt es was die Figuren anging, aber vom Autor her hätte ich mir noch irgendetwas gewünscht, was die ganze Sache zum Ende hin abrundet. Ich kann leider nicht konkret sagen, was mir gefehlt hat – aber vom Gefühl her, war es noch nicht ganz passig.

Fazit

Alles in allem fand ich das Buch ziemlich gut. Das Ende hat es für mich wirklich nochmal etwas herausgerissen. Wenn mich jemand bei der Hälfte des Buches gefragt hätte, ob ich es empfehlen würde, hätte ich vermutlich mit Nein geantwortet. Es stand immer noch irgendwie ein wenig die Frage im Raum, wie sich das Ganze am Ende zusammenfinden soll und wo die Reise, im wahrsten Sinne des Wortes, überhaupt hingehen soll.
Das Ende war zwar gut, ich empfand es aber auch als etwas zu plötzlich abgehandelt und etwas zu abstrakt. Ich bin zwar Fan von untypischen Science-Fiction Ereignissen, wo man sich im ersten Moment denkt „Warte, was? Was ist da gerade passiert?“, aber das bin ich eher aus Serien und Filmen gewöhnt und nicht in Buchform – was nicht schlimm ist, für mich aber in diesem Moment gewöhnungsbedürftig.
Grace ging mir zum Ende hin etwas auf den Sack, weil sie mit dem Start der Helios super zickig wurde. Ganz am Ende, in den letzten paar Kapiteln, fand ich Wendy etwas sehr weinerlich. Auch wenn es eine nachvollziehbare Reaktion war (und ich mir vermutlich die Augen aus dem Kopf geheult hätte); die Beschreibung fand ich etwas hmpf… unbefriedigend. Ich meine, Wendy wurde vorher als starke, standfeste Frau beschrieben, die sich von Ed nicht aus der Ruhe bringen ließ, recht kritische Ansichten gegenüber der Gesellschaft hatte und dann heult sie am Ende fast die ganze Zeit. Ja, klar, auch starke Frauen dürfen weinen, das steht auf einem ganz anderen Papier. Aber mich stört eher die Beschreibung, als die Tatsache. Wenn das irgendwie Sinn ergibt.
Wo wir bei der Veränderung von Figuren sind: Ed hat sich auch verändert und irgendwie war mir seine Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Art recht sympatisch. Zum Ende hin aber wurde er etwas zu hysterisch, was manche Reaktionen angeht.

**Spoiler**

Dennoch fand ich die Idee, dass eine außerirdische Rasse, das Sonnensystem mit einer Sphäre umgeben hat und seit Menschengedenken die Menschen beobachtet sehr interessant. Bisher ist mir etwas in die Art noch nicht untergekommen und als sich David und Ed über das Fermi-Paradoxon und die Zoo-Hypothese unterhalten haben, schauerte es mich doch ein wenig. Daher fand ich dann ebendiese Entwicklung ziemlich cool und andersartig. Die beiden Ansätze werde ich sicherlich mal im Hinterkopf behalten und bei Gelegenheit mehr dazu lesen wollen.
Auch die Interaktion mit der künstlichen Intelligenz fand ich total spannend und die Dialoge waren sehr gut geschrieben! Hier hätte ich mir von Wendy vielleicht eine andere Reaktion erhofft. Statt, dass sie weinend in der Gegen herum sitzt (wie gesagt, verständlich im Angesicht des nahenden Todes), hätte ich gerade von ihr eine differenziertere und kritischere Sicht erwartet. Etwas wie die Feststellung, dass Menschen sich ja ebenso gegenüber Tieren im Zoo verhalten, wie es die außerirdische KI nun mit ihnen tut. Sie soll dabei nicht zynisch werden – das wäre eher Grace‘ Part gewesen – aber so wie sie zuvor beschrieben wurde, gehandelt und vor allem gesprochen hat, hätte ich mit so etwas an dieser Stelle von ihr gewünscht.

**Spoiler-Ende**

Im Endeffekt hat Peterson es aber geschafft, dass ich mir auch den zweiten Band kaufen werde, was vor allem seinem Schreibstil zu verdanken ist. Flüssig, klar, erwachsen. Das ist momentan genau das, was ich von einem Buch erwarte. Aber das ist noch einmal ein völlig anderes Thema.

Tatsächlich habe ich die Vermutung, dass es eine große Geschichte sein sollte und es nicht von ihm geplant war, diese auf zwei Bände aufzuteilen. Ich kann mir aber vorstellen, dass seitens des Verlags, des Lektorats oder wem auch immer, die Anmerkung kam, dass es für ein einziges Buch einfach zu viel Umfang ist und daher die Entscheidung fiel, zwei Bände zu drucken.

Wenn man das im Hinterkopf hat, dann ist die ganze Einführung im ersten Teil von Paradox anteilsmäßig auch gar nicht mehr so lang. 😉
Ich werde also beim Lesen und Beurteilen des zweiten Bandes eben dies berücksichtigen und versuchen, alles zusammen als ein großes Paket zu sehen und nicht als zwei, geplante und so geschriebene, Teile.

Wertung: 3,5 / 5

 

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